»- Strafarbeit -«
»- Bauchaufschlitzen -«
»- und ganz zufallig fiel uns an einem seiner Schranke eine Schublade ins Auge mit der Aufschrift Beschlagnahmt und gemeingefahrlich.«
»Versteh schon -«, sagte Harry und fing an zu grinsen.
»Na, was hattest du getan?«, sagte Fred.»George hat ihn mit noch einer Stinkbombe abgelenkt, ich hab die Schublade aufgerissen und – das hier rausgeholt.«
»Ist nicht so schlecht, wie es klingt«, sagte George.»Wir glauben nicht, da? Filch jemals rausgefunden hat, wie man damit umgeht. Er hat wahrscheinlich geahnt, was es war, oder er hatte es nicht beschlagnahmt.«
»Und ihr wi?t, wie man damit umgeht?«
»o ja«, sagte Fred feixend.»Dieses kleine hubsche Pergamentchen hat uns mehr beigebracht als alle Lehrer dieser Schule zusammen.«
»Ihr verarscht mich doch.«, sagte Harry und sah das zerfranste alte Pergamentstuck an.
»Aach – wir doch nicht«, sagte George.
Er zog seinen Zauberstab hervor, beruhrte sanft das Pergament und sagte:»Ich schwore feierlich, da? ich ein Tunichtgut bin.«
Und sofort begannen sich von dem Punkt, den George beruhrt hatte, dunne Tintenlinien wie ein Spinnennetz auszubreiten. Sie liefen zusammen, uberkreuzten sich und wucherten in die Ecken des Pergaments; dann erbluhten Worter auf dem Blatt, in gro?er, verschnorkelter Schrift, die verkundeten:
DIE HOCHWOHLGEBORENEN HERREN MOONY,
HILFSMITTEL FUR DEN MAGISCHEN TUNICHTGUT GMBH
Es war eine Karte, die jede Einzelheit von Hogwarts und des Schlo?gelandes zeigte. Doch wirklich erstaunlich waren die kleinen Tintenpunkte, die sich darauf bewegten, jeder mit einem Namen in winziger Schrift versehen. Verblufft beugte sich Harry uber die Karte. Ein beschrifteter Punkt oben links zeigte, da? Professor Dumbledore in seinem Buro auf und ab ging; Mrs Norris, die Katze des Hausmeisters, trieb sich im zweiten Stock herum, und Peeves, der Poltergeist, hupfte gerade im Pokalzimmer auf und ab. Harrys Augen wanderten die vertrauten Korridore entlang, und plotzlich fiel ihm noch etwas Merkwurdiges auf,
Diese Karte zeigte eine Reihe von Durchgangen, die er nie betreten hatte. Und viele davon fuhrten offenbar -
»- geradewegs nach Hogsmeade«, sagte Fred und fuhr mit dem Finger eine der Linien entlang.»Insgesamt sieben Geheimgange. Filch kennt diese vier -«, er zeigte sie Harry,»- aber wir sind sicher die Einzigen, die diese hier kennen. Den hinter dem Spiegel im vierten Stock kannst du vergessen. Wir haben ihn letzten Winter benutzt, aber er ist eingebrochen – vollig unbegehbar. Und wir glauben nicht, da? irgend jemand schon mal diesen hier benutzt hat, weil die Peitschende Weide direkt daruber eingepflanzt ist. Aber der hier, der fuhrt direkt in den Keller vom Honigtopf. Wir haben ihn etliche Male benutzt. Und wie du vielleicht bemerkt hast, ist der Eingang gleich vor diesem Zimmer, durch den Buckel dieser einaugigen Alten.«
»Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone«, seufzte George und strich sanft uber die Namen der Hersteller.»Wir verdanken ihnen ja so viel.«
»Edle Manner, die unermudlich daran arbeiteten, einer neuen Generation von Gesetzesbrechern auf die Beine zu helfen«, sagte Fred feierlich.
»Schon«, sagte George jetzt aufgeraumt,»vergi? nicht, sie Zu loschen, wenn du sie benutzt hast -«
»- sonst kann jeder sie lesen«, warnte Fred.
»Tipp sie einfach noch mal an und sag >Unheil angerichtet!< Dann wird sie wieder wei?.«
»Nun denn, junger Harry«, sagte Fred und sah dabei Percy Unheimlich. ahnlich,»ich hoffe, du benimmst dich.«
»Wir sehen uns im Honigtopf«, sagte George augenzwinkernd.
Zufrieden grinsend gingen die beiden hinaus.
Harry blieb stehen und starrte die wundersame Karte an. Er beobachtete, wie der winzige Tintenpunkt von Mrs Norris nach links wanderte und dann innehielt und etwas auf dem Boden beschnuffelte. Wenn Filch das wirklich nicht wu?te… dann wurde er gar nicht an den Dementoren vorbei mussen…
Doch wahrend er noch vollig begeistert dastand, quoll etwas aus seinem Gedachtnis hoch, das er einst von Mr Weasley gehort hatte.
Trau nie etwas, das selbst denken kann, wenn du nicht sehen kannst, wo es sein Hirn hat.
Diese Karte war einer jener gefahrlichen magischen Gegenstande, vor denen ihn Mr Weasley gewarnt hatte… Hilfsmittel fur den Magischen Tunichtgut GmbH… Was Soll's, dachte Harry, ich brauch sie ja nur, um nach Hogsmeade zu kommen, ich will doch niemanden beklauen oder angreifen… und Fred und George benutzen sie seit Jahren und es ist nichts Schlimmes passiert…
Harry fuhr mit dem Finger auf der Karte uber den Geheimgang, der in den Honigtopf fuhrte.
Dann, ganz plotzlich, als ob er einem Befehl folgte, rollte er die Karte zusammen, steckte sie in den Umhang und eilte zur Tur. Er offnete sie einen Spaltbreit. Drau?en war niemand. Vorsichtig huschte er aus dem Zimmer und versteckte sich hinter der Statue der einaugigen Hexe.
Wie mu?te er es anstellen? Er zog die Karte heraus und stellte verdutzt fest, da? eine neue kleine Tintengestalt darauf erschienen war, beschriftet mit»Harry Potter«.
Diese Figur befand sich genau da, wo Harry selbst stand, etwa in der Mitte des Korridors im dritten Stock. Harry sah ihr gespannt zu. Sein kleines Tintenselbst schien die Hexe mit seinem winzigen Zauberstab zu beklopfen. Rasch zog Harry seinen richtigen Zauberstab heraus und stupste gegen die Statue. Nichts geschah. Erneut blickte er auf die Karte. Eine noch winzigere Sprechblase war neben seiner Gestalt erschienen. Darin stand das Wort >Dissendium<.
»Dissendium«, flusterte Harry und stupste noch einmal gegen die steinerne Hexe.
Auf einmal offnete sich der Buckel der Statue, weit genug, um einen schlanken Menschen einzulassen. Harry sah sich rasch im Korridor um, dann verstaute er die Karte, zog sich hoch, steckte den Oberkorper in das Loch und stie? sich ab.
Eine ganze Welle glitt er eine Art steinerne Rutschbahn hinunter und landete schlie?lich auf kaltem und feuchtem Erdboden. Er stand auf und sah sich um. Es war stockdunkel. Er hob seinen Zauberstab und murmelte»Lumos«. Das Licht zeigte, da? er einen sehr engen, niedrigen und lehmigen Tunnel vor sich hatte. Er zog die Karte heraus, tippte mit der Spitze des Zauberstabs dagegen und murmelte»Unheil angerichtet!«, Sofort wurde die Karte blank. Er rollte sie sorgfaltig zusammen, steckte sie in die Hosentasche und machte sich dann mit heftig pochendem Herzen, begeistert und argwohnisch zugleich, auf den Weg.
Der Tunnel, dessen eng verschlungenen Windungen er folgte, erinnerte Harry unweigerlich an den Bau eines Riesenhasen. Er lief schnell und stolperte hin und wieder auf dem holprigen Boden. Den Zauberstab hielt er vor sich ausgestreckt.
Der Tunnel wollte kein Ende nehmen, doch der Gedanke All den Honigtopf machte Harry Beine. Nach einer Stunde, so kam es ihm vor, begann der Tunnel anzusteigen. Keuchend, mit hei?em Gesicht und kalten Fu?en spurtete Harry nach oben.
Zehn Minuten spater stand er am Fu? einer abgenutzten steinernen Treppe, die sich oben im Dunkeln verlor. Ganz sachte, um ja keinen Larm zu machen, nahm Harry Stufe fur Stufe. Hundert Stufen, zweihundert Stufen, irgendwann horte er auf zu zahlen und sah nur noch auf seine Schuhe… dann, ohne Vorwarnung, stie? er mit dem Kopf gegen etwas Hartes.
Es schien eine Falltur zu sein. Harry blieb stehen, rieb sich die Stirn und lauschte. Von der anderen Seite der Falltur war nichts zu horen. Ganz langsam druckte er sie einen Spaltbreit nach oben und spahte hinaus.
Er war in einem Keller voller Weidenkorbe und Holzkisten. Harry kletterte hinauf und schlo? die Falltur – sie fugte sich so vollkommen in den staubigen Boden ein, da? sie nicht mehr zu sehen war. Nun schlich er langsam zur Holztreppe, die nach oben fuhrte. Jetzt konnte er eindeutig Stimmen horen, und ganz deutlich auch das Lauten einer Glocke und das Auf- und Zugehen einer Tur.